Sternstunden

Gedanken zum Weltfrauentag

110 Jahre gibt es den Internationalen Frauentag, seit 1921 wird er jährlich gefeiert. Generationen von Frauen haben für ihre - für unsere - Rechte gekämpft. Frauen das Wahlrecht zu erstreiten, stand ganz oben auf der Liste, war aber nur der Anfang. Seitdem wurde einiges bewegt: Im Grundgesetz von 1949 heißt es in Artikel 3, Abs. 2: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“ Elisabeth Selbert, eine der vier Mütter des Grundgesetzes, hatte diesen Satz am Ende der Verhandlungen über das Grundgesetz gegen erheblichen Widerstand durchgesetzt und schwärmte noch viele Jahre später: „Es war die Sternstunde meines Lebens!“ Denn an Artikel 3, Abs. 2 muss sich seither jedes Gesetz in der Bundesrepublik messen lassen.

So wurde 1951 das Zölibat für Lehrerinnen abgeschafft, das 1923 nach nur 4 Jahren wieder eingeführt worden war, um Stellen für Männer frei zu bekommen, denn fortan galt für verheiratete Frauen wieder ein Berufsverbot, nur Fräulein durften Lehrerinnen bleiben. Die Evangelische Kirche im Rheinland brauchte länger, um das Zölibat für Pfarrerinnen zu beenden, bis 1975 hieß es noch: „Eine Pfarrerin muss ehelos bleiben.“ Doch seitdem gibt es die rechtliche Gleichstellung von Frauen im Pfarramt.

Nur das Beffchen, dieser kleine weiße Latz, den der Pfarrer zum Talar trägt, durfte eine Pfarrerin nicht tragen, für sie gab es bis 1987 nur einen weißen Kragen zum Talar. Kragen oder Beffchen? Schnee von gestern, und die Zukunft des evangelischen Pfarramtes ist weiblich, wenn man auf die Zahlen schaut: viel mehr Frauen als Männer studieren Theologie.

Was für ein Glück für die jungen Frauen heute, dass ihre Mütter und Großmütter keine Ruhe gegeben haben! Bis 1959 durften Frauen ohne Zustimmung ihres Ehemannes keinen Führerschein machen, bis 1969 kein eigenes Konto eröffnen und bis 1978 nicht arbeiten gehen, wenn der Ehemann etwas dagegen hatte. Vergewaltigung in der Ehe ist erst seit 1997 strafbar. Manches braucht gefühlte Ewigkeiten!

Eine Sternstunde im Paradies: „Gott schuf den Menschen nach seinem Bild. Als Mann und Frau schuf er sie.“ Ein Traum, die Gleichberechtigung der Geschlechter?  Nein, es bleibt zwar noch viel zu tun, bis die Gleichstellung in allen Lebensbereichen angekommen ist, bis es gerecht zugeht für Männer und Frauen, in allen Ländern. Aber die Idee ist in der Welt! Und da sind Mut und Entschlossenheit, viele tolle Frauen und Männer, und mehr Sternstunden werden kommen. „Und siehe, es war sehr gut!“

Uta Walger